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Homöopathie in der Kinderheilkunde – ein kritischer Blick

Als Kinderarzt werde ich oft gefragt, ob Homöopathie eine sinnvolle Ergänzung in der Behandlung von Kindern sein kann. Viele Eltern wünschen sich sanfte, nebenwirkungsfreie Methoden, um ihren Kindern zu helfen – ein Wunsch, den ich gut nachvollziehen kann. Doch wie steht es wirklich um die Wirksamkeit der Homöopathie?

Was ist Homöopathie überhaupt?

Die Homöopathie wurde im 18. Jahrhundert von Samuel Hahnemann entwickelt und basiert auf zwei zentralen Prinzipien: „Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden“ und der Vorstellung, dass die Wirksamkeit einer Substanz mit ihrer Verdünnung zunimmt (Potenzierung). Viele homöopathische Mittel sind so stark verdünnt, dass kein Molekül des ursprünglichen Wirkstoffs mehr nachweisbar ist.

Was sagt die Wissenschaft?

Zahlreiche hochwertige Studien und Metaanalysen haben gezeigt, dass homöopathische Mittel über den Placeboeffekt hinaus keine nachweisbare Wirkung haben. Auch die Bundesärztekammer sowie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) weisen darauf hin, dass Homöopathie keine evidenzbasierte Medizin ist. Das bedeutet: Es gibt keinen wissenschaftlich belegten Wirkmechanismus, der über den Placeboeffekt hinausgeht.

Homöopathie bei Kindern – harmlos oder gefährlich?

Grundsätzlich ist Homöopathie nicht gefährlich – solange sie nicht anstelle einer notwendigen medizinischen Behandlung eingesetzt wird. Gefährlich wird es, wenn Eltern bei ernsten Erkrankungen wie Asthma, Mittelohrentzündung oder Fieberkrämpfen ausschließlich auf homöopathische Mittel setzen und dadurch wichtige Therapien verzögert oder verhindert werden.

Vertrauen, Kommunikation und Aufklärung

In der Kinderheilkunde ist das Vertrauen der Eltern in die ärztliche Beratung besonders wichtig. Ich nehme die Sorgen und Wünsche der Eltern ernst – und biete gleichzeitig eine fundierte Aufklärung an. Wenn Eltern z. B. den Eindruck haben, dass homöopathische Mittel ihrem Kind helfen, spreche ich mit ihnen offen über Placeboeffekte, natürliche Krankheitsverläufe und evidenzbasierte Alternativen.

Mein Fazit als Kinderarzt

Homöopathie kann als Teil der Kommunikation und Fürsorge eine Rolle spielen – nicht aber als medizinisch wirksames Mittel im engeren Sinne. Kinder brauchen sichere, geprüfte und wirksame Therapien. Als Ärztinnen und Ärzte tragen wir die Verantwortung, hier auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse zu beraten und zu behandeln.