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Autor: Dr. med. Hans Joachim Thiele

Omega-3-Fettsäuren – wichtig für Kinder von Anfang an

Omega-3-Fettsäuren gehören zu den „guten Fetten“ – und das aus gutem Grund: Sie sind lebensnotwendig für viele Funktionen im Körper, vor allem für das Gehirn, die Augen und das Herz-Kreislauf-System. Besonders für Kinder in Wachstum und Entwicklung spielt eine ausreichende Versorgung mit Omega-3 eine bedeutende Rolle.

Was sind Omega-3-Fettsäuren überhaupt?

Omega-3-Fettsäuren sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Die wichtigsten Vertreter sind:

  • ALA (Alpha-Linolensäure) – kommt in pflanzlichen Ölen wie Lein-, Raps- oder Walnussöl vor.
  • EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) – hauptsächlich in fettem Seefisch wie Lachs, Makrele und Hering.

Der Körper kann ALA nur begrenzt in EPA und DHA umwandeln – weshalb gerade DHA für Kinder oft direkt über die Ernährung oder Nahrungsergänzung zugeführt werden sollte.

Warum sind Omega-3-Fettsäuren für Kinder so wichtig?

  • Gehirnentwicklung: DHA ist ein Hauptbestandteil der Gehirnzellen und wichtig für Konzentration, Gedächtnis und Lernfähigkeit.
  • Sehvermögen: DHA ist auch im Aufbau der Netzhaut beteiligt und unterstützt eine gesunde Sehentwicklung.
  • Entzündungshemmung: EPA und DHA wirken entzündungshemmend und können das Immunsystem regulieren.
  • Herzgesundheit: Sie beeinflussen positiv den Blutdruck, die Blutfette und die Gefäßgesundheit – wichtige Faktoren schon im Kindesalter.

Wie viel Omega-3 brauchen Kinder?

Die genauen Empfehlungen variieren, aber als Orientierung:

  • Säuglinge: benötigen DHA über Muttermilch oder spezielle Säuglingsnahrung.
  • Kleinkinder und Schulkinder: etwa 250 mg DHA + EPA pro Tag – z. B. durch 1–2 Fischmahlzeiten pro Woche oder gezielte Ergänzung.

Was tun, wenn Kinder keinen Fisch mögen?

  • Pflanzliche Öle wie Lein-, Raps-, Walnuss- oder Chiaöl enthalten ALA, das zum Teil in DHA umgewandelt wird.
  • Es gibt algenbasierte Omega-3-Präparate (z. B. in Tropfenform), die speziell für Kinder geeignet sind – auch eine gute Option für vegetarisch oder vegan ernährte Familien.

Gibt es Risiken durch Omega-3-Präparate?

In üblichen Dosierungen sind Omega-3-Fettsäuren gut verträglich. Wichtig ist, auf die Qualität der Präparate zu achten – z. B. auf Reinheit (frei von Schwermetallen) und auf die Dosierung speziell für Kinder. Eine Rücksprache mit dem Kinderarzt ist immer empfehlenswert, bevor man regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel gibt.

Mein Fazit als Kinderarzt

Omega-3-Fettsäuren sind essenziell für die gesunde Entwicklung von Gehirn und Augen – besonders im Kindesalter. Eine fischreiche Ernährung oder hochwertige Ergänzungen können helfen, die optimale Versorgung sicherzustellen. Auch bei Konzentrationsproblemen oder Entwicklungsverzögerungen kann ein Blick auf die Omega-3-Zufuhr lohnenswert sein – am besten im Rahmen einer individuellen Beratung.

Vitamin D bei Kindern – Sonnenvitamin mit großer Wirkung

Vitamin D spielt eine zentrale Rolle in der gesunden Entwicklung von Kindern. Es ist wichtig für den Knochenstoffwechsel, das Immunsystem und möglicherweise auch für viele andere Prozesse im Körper. Als Kinderarzt werde ich oft gefragt, ob eine zusätzliche Gabe von Vitamin D notwendig ist – besonders in den dunkleren Monaten. Hier ein Überblick:

Was macht Vitamin D so besonders?

Vitamin D ist streng genommen kein „klassisches“ Vitamin, sondern ein Hormon-Vorläufer, das der Körper mit Hilfe von Sonnenlicht (UVB-Strahlung) in der Haut selbst bilden kann. Nur etwa 10–20 % des Bedarfs werden über die Nahrung aufgenommen – z. B. durch fetten Fisch, Eier oder angereicherte Lebensmittel.

Warum ist Vitamin D für Kinder so wichtig?

  • Es unterstützt die Aufnahme von Kalzium und Phosphat – zwei wichtige Bausteine für stabile Knochen und Zähne.
  • Ein Mangel im Säuglingsalter kann zu Rachitis führen – einer Erkrankung, bei der die Knochen weich und deformiert werden.
  • Es gibt Hinweise, dass ein ausgeglichener Vitamin-D-Spiegel das Immunsystem stärkt und Infektionen vorbeugen kann.

Wie viel Vitamin D brauchen Kinder?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt:

  • Säuglinge: 400–500 IE (Internationale Einheiten) pro Tag, meist als Tablette oder Tropfen.
  • Kinder ab 1 Jahr: 600 IE/Tag, sofern keine ausreichende Sonnenlichtexposition gegeben ist.

Brauchen alle Kinder ein Vitamin-D-Präparat?

  • Säuglinge: Ja, da sie in den ersten Lebensmonaten kaum Sonnenlicht ausgesetzt sind und die Muttermilch nur wenig Vitamin D enthält.
  • Kleinkinder und Schulkinder: In Herbst und Winter kann eine zusätzliche Gabe sinnvoll sein – besonders bei wenig Aufenthalt im Freien, dunkler Hautfarbe oder chronischen Erkrankungen.
  • Im Sommer reicht bei gesunden Kindern oft schon 15–30 Minuten Aufenthalt im Freien mit freier Haut (z. B. Gesicht, Hände, Arme), um ausreichend Vitamin D zu bilden.

Kann man auch zu viel Vitamin D einnehmen?

Ja – überdosierte Präparate können zu einer sogenannten Hypervitaminose D führen, mit Symptomen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Nierenschäden und Kalziumüberschuss im Blut. Deshalb sollte Vitamin D immer in der empfohlenen Dosis gegeben werden und nicht „auf Verdacht“ hochdosiert.

Mein Fazit als Kinderarzt

Vitamin D ist ein wichtiger Baustein für die gesunde Entwicklung Ihres Kindes – vor allem im ersten Lebensjahr. Eine gezielte Gabe nach ärztlicher Empfehlung ist sinnvoll und sicher. Wichtig ist auch: Tägliche Bewegung an der frischen Luft bleibt die beste natürliche Quelle für das Sonnenvitamin!

Homöopathie in der Kinderheilkunde – ein kritischer Blick

Als Kinderarzt werde ich oft gefragt, ob Homöopathie eine sinnvolle Ergänzung in der Behandlung von Kindern sein kann. Viele Eltern wünschen sich sanfte, nebenwirkungsfreie Methoden, um ihren Kindern zu helfen – ein Wunsch, den ich gut nachvollziehen kann. Doch wie steht es wirklich um die Wirksamkeit der Homöopathie?

Was ist Homöopathie überhaupt?

Die Homöopathie wurde im 18. Jahrhundert von Samuel Hahnemann entwickelt und basiert auf zwei zentralen Prinzipien: „Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden“ und der Vorstellung, dass die Wirksamkeit einer Substanz mit ihrer Verdünnung zunimmt (Potenzierung). Viele homöopathische Mittel sind so stark verdünnt, dass kein Molekül des ursprünglichen Wirkstoffs mehr nachweisbar ist.

Was sagt die Wissenschaft?

Zahlreiche hochwertige Studien und Metaanalysen haben gezeigt, dass homöopathische Mittel über den Placeboeffekt hinaus keine nachweisbare Wirkung haben. Auch die Bundesärztekammer sowie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) weisen darauf hin, dass Homöopathie keine evidenzbasierte Medizin ist. Das bedeutet: Es gibt keinen wissenschaftlich belegten Wirkmechanismus, der über den Placeboeffekt hinausgeht.

Homöopathie bei Kindern – harmlos oder gefährlich?

Grundsätzlich ist Homöopathie nicht gefährlich – solange sie nicht anstelle einer notwendigen medizinischen Behandlung eingesetzt wird. Gefährlich wird es, wenn Eltern bei ernsten Erkrankungen wie Asthma, Mittelohrentzündung oder Fieberkrämpfen ausschließlich auf homöopathische Mittel setzen und dadurch wichtige Therapien verzögert oder verhindert werden.

Vertrauen, Kommunikation und Aufklärung

In der Kinderheilkunde ist das Vertrauen der Eltern in die ärztliche Beratung besonders wichtig. Ich nehme die Sorgen und Wünsche der Eltern ernst – und biete gleichzeitig eine fundierte Aufklärung an. Wenn Eltern z. B. den Eindruck haben, dass homöopathische Mittel ihrem Kind helfen, spreche ich mit ihnen offen über Placeboeffekte, natürliche Krankheitsverläufe und evidenzbasierte Alternativen.

Mein Fazit als Kinderarzt

Homöopathie kann als Teil der Kommunikation und Fürsorge eine Rolle spielen – nicht aber als medizinisch wirksames Mittel im engeren Sinne. Kinder brauchen sichere, geprüfte und wirksame Therapien. Als Ärztinnen und Ärzte tragen wir die Verantwortung, hier auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse zu beraten und zu behandeln.